Heim & Zenga live im MUZclub
2015 haben Mike, Flo und Denny ihre erste selbstbetitelte Platte HEIM herausgebracht, straight-beckenschändende Drums, fuzzy, verspielt-bis-heavy Gitarren und ein treibend-harscher Bass. Denny singt dann auch, ab und zu. Auch auf dem neuen Album, das „Palm Beach“ heißt und im September bei Tapete Records erscheint. Über vieles ist er sich relativ sicher: „Ich glaube alles, was ich sage. Ich bleib‘ genau der, der ich bin.“ (Aus dem wunderschönen Opener Nicht mehr da).
Über anderes nicht so sicher, da geht es um Schwellen, Splitter und Risse. Mit einer vielbeschworenen Haltung, wie sie zuletzt für junge deutschsprachige Bands zum essenziellen Feature geworden zu sein scheint, müssen sich HEIM gar nicht lange aufhalten: „Das ist alles. Es lohnt sich nicht. Alles bleibt wie es schon immer war.“ (Nächstes Mal) Trotzdem geht es weiter, zumindest die nächste halbe Stunde, in der die acht Songs auf Palm Beach melancholisch-melodische Gitarrenrockmomente à la – klar – Dinosaur Jr oder Built to Spill entfalten oder mit einer Heavyness alles kaputtreißen, was Bands wie Shellac übriggelassen haben. In Form gebracht hat das Christian Bethge, der für HEIM prädestinierte unkonventionelle Kreativkopf, der das Album live im Mannheimer RAMA Tonstudio aufgenommen hat.
Da knarzt und drückt es wie auf einem Touch-and-Go-Release aus den Neunzigern, da treffen sich Musiker und Produzent, die gemeinsame Vorstellungen von und gemeinsame Lust auf Sound haben: Keine Overdubs, keine Kompromisse. Herausgekommen ist ein außergewöhnliches Album deutschsprachiger Gitarrenmusik des Jahres 2016. Live werden HEIM laut sein, sehr laut, diese stillen Typen vom Rand. Erahnen lässt sich das, wenn es zum eindringlichsten, traurigsten, krassesten Moment der Platte kommt (Im Keller): „Ein schwacher Mensch, der es verzweifelt versucht. Egal, was noch kommt. Die Ablehnung bleibt.“, schreit Denny da heraus. Auf derart großen Bühnen wie der eingangs erwähnten werden HEIM wohl kaum stattfinden. Und niemand wird sich dazu Glitzerzeug ins Gesicht schmieren. Stattdessen: HEIM. Im Keller. Wir leben in einer düsteren Zeit. (Philipp Ohnesorge)
Zenga - Die 90er waren kein Zufall – sie waren Mythos. Sie waren Haptik. Wirklich Berühren wurde groß geschrieben. Jede Möglichkeit des Drucks und der Zärtlichkeit wurden verfeinert und vertieft. Es entstand eine Eleganz der Rhythmik ohne in Bewegung zu geraten. Ein Tanz des Gefühls zwischen Spannung und Heiterkeit. Wäre der Himmel ein Spiegel gewesen, verglühten wir doppelt beim Hören von Zenga. Eine Band im Guss. Klare Ströme und verwinkelte Keys erklären mit wenigen Worten Gesang zu einer Ode ans Meer. Weitwinklig strahlen Gitarre und Bass in den lebendig hallenden Raum, der sich wohlfühlt im Schweben. Und während die Drums der Präzision die Stockwerke anzeigen, wird jede Treppenstufe zu Rauch.
HEIM + Zenga
Freitag, 26. Oktober 2018 | Indie / Punk / Shoegaze
Veranstalter: Musikzentrale Nürnberg
Ort: MUZclub - Fürther Straße 63 - 90429 Nürnberg - U-Bahn Gostenhof