Earth Flight | Bandarchiv Musikzentrale Nürnberg
  • Band: Earth Flight (Rock)

    Band: Earth Flight (Rock)

    Junge neugierige Metalheads

08. Dezember 2017

Earth Flight

Es war auch schon wieder 2004, als vier junge neugierige Metalheads in den Ring stiegen, um Doom Metal im Stil ihrer Helden zu zelebrieren. PENTAGRAM und den alten BLACK SABBATH gaben die Richtung vor. Von erstgenannten wurde flugs ein Songtitel als Bandname entliehen, schon ging es los auf der Zeitlupenspur des rückwärtsgewandten Heavy Rock. 14 Jahre später sind das größtenteils Erinnerungen. Geblieben ist die glasklare Retro-Ausrichtung – und die Grundstimmung: „Ein roter Faden in der Band ist diese Melancholie, die uns alle verbindet“, überlegt EARTH FLIGHT-Sänger Tobias Brunner.

„Diese einzigartige skandinavische Melancholie, wie sie Bands wie KATATONIA und ANATHEMA zu ihren Glanzzeiten hatten – wo auch immer die bei uns herkommt ...“ EARTH FLIGHT haben eine Wahnsinns-Entwicklung hinter sich, ohne dass sie dabei verloren gegangen sind im Ozean der Beliebigkeit. Im Gegenteil: Auf ihrer neuen Platte „Riverdragons & Elephant Dreams“ ist das Quintett aus Nürnberg so stilsicher wie noch nie unterwegs.

Musikalisch knüpft das dritte EARTH FLIGHT-Album nahtlos an den gefeierten Vorgänger „Blue Hour Confessions” (2011) an – und ist zugleich der nächste logische Schritt. Auch auf „Riverdragons & Elephant Dreams“ befinden sich EARTH FLIGHT wieder knietief in den 70ern – und bedienen sich zu gleichen Teilen aus den Töpfen Rock, Prog und Metal. Die sieben neuen Nummern sind noch länger, noch progressiver, noch abwechslungsreicher. Das Pathos wurde ein wenig zurückgedreht, dafür lassen die fünf Nürnberger ganz selbstverständlich Pop zu, also genau das, was viele Progressive Kapellen so verzweifelt zu umschiffen versuchen.

2018 klingen EARTH FLIGHT heller und wärmer denn je. Die Band überrascht mit eleganten Schlenkern Richtung Pop und Psychedelica und sogar mit elektronischen Blitzlicht-Farbtupfern, ohne jedoch die Richtung auch nur einen Moment lang aus den Augen zu verlieren. Der Song steht stets im Mittelpunkt. Der Sound ist verspielt, aber nicht verfrickelt – mit einer natürlichen Härte, die zu keiner Sekunde gewollt oder aufgesetzt wirkt. Jeder Part ist ausgecheckt und macht Sinn, jedes Lick, jedes Break, jedes Solo ist genau seinem Platz und Teil von etwas Größerem.

Diese gewachsene Selbstsicherheit prägt das neue EARTH FLIGHT-Album. „Riverdragons & Elephant Dreams“ dringt, drängt und fordert. Die Scheibe arbeitet mit langen Spannungsbögen, packt den Zuhörer ein ums andere Mal über die Atmosphäre und bietet Kopfkino im allerbesten Sinn: Musik zum Zu- und Durchhören, zum Dranbleiben. Es zählt das ganze Tier, nicht die schnelle Hook. „Und es ist Musik für Menschen, die Bock haben, aufzustehen und umzudrehen“, lacht Schlagzeuger Markus Kühn und spielt damit auf das Format Schallplatte an: Vinyl muss hier natürlich sein, wenn die Musik schon quasi dafür gemacht ist.

„Riverdragons & Elephant Dreams“ begeistert mit so vielen Farben, dass vor dem gebannten Ohr und dem geistigen Auge ein ganzer Bilderbogen auffächert; der in einem fort Assoziationen in die Köpfe zaubert. So haben die ersten Takte von „Mirai“, dem Album-Opener, etwas von AMORPHIS, erinnern die Breaks in „Premonition“ an PINK FLOYD, weckt der lange, sich beharrlich steigernde Mittelteil von „Sinus“ in seiner Luftigkeit an die Franzosen ALCEST.

„,Riverdragons & Elephant Dreams’ ist das Beste, was ich je produziert habe“, sagt Schlagzeuger Markus Kühn, der beim neuen EARTH FLIGHT-Album hinter den Reglern saß – und der Stolz in der Stimme ist verdient, hat der Mann weiß Gott doch so einiges produziert in den letzten 25 Jahren. Sänger Tobias Brunner fügt hinzu: „Ich wünsche mir, dass irgendwer die Platte hört und sagt ,Ich kenne wenige Bands in Deutschland, die so klingen’ ...“

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