Noses Like Aliens | MUZ - Musikzentrale Nürnberg
  • CD Neuerscheinung: He Told Me To - Noses Like Aliens

    CD Neuerscheinung: He Told Me To - Noses Like Aliens

    VÖ: 25.04.2025

25. April 2025

He Told Me To - Noses Like Aliens

CD und Musik-Neuerscheinung
»Noses Like Aliens«
VÖ: 25.04.2025
Label: Recordjet

„Ich hoffe, du wirst bis zu deiner letzten Minute auf diesem seltsamen Planeten die Ähnlichkeit von Nasen und Alienköpfen sehen – und dich daran erfreuen.“

Mit „Noses Like Aliens“ dreht He Told Me To das Rad zurück zum Anfang – zu den Wurzeln des Songwritings, zum DIY-Geist, zu den Momenten, in denen Musik noch nicht Strategie, sondern reine Notwendigkeit war. Ein Album, das zwischen rohem Humor und tiefen Narben balanciert – ein Blick durch die Lupe auf alte Wunden, die unter der Oberfläche noch immer leise pulsieren.

Ein Album zwischen Selbstbefragung und Verwurzelung

Die Songs führen zurück in Kindheit und Jugend: „Palette Patio“ verarbeitet die Erfahrungen eines Schulsystems, das bis heute Leistung über Menschlichkeit stellt. „How to Become a Functioning Person“ stellt die Frage, wie man Verantwortung übernehmen soll, wenn man in Wahrheit nur mit der Decke über dem Kopf dahinsiechen möchte. „Gran Drake“ spricht von der Angst vor der nächsten Generation – nicht aus Arroganz, sondern aus der dumpfen Ahnung, dass man selbst nicht mehr dazugehört – mit einem freundlichen Wink an das Voluntary Human Extinction Movement. „Harangue Plain“ blickt auf die ersten stümperhaften Band-Erfahrungen, auf Neid und Bewunderung mit wohlwollendem Kopfschütteln.

Doch „Noses Like Aliens“ ist mehr als ein Rückblick – es ist auch ein Album über Zugehörigkeit. „Let’s Be Friends“ und „Racecars“ feiern Freundschaften und den Kern dessen, was He Told Me To am Leben zu schätzen gelernt hat, während „Badinage“ eine Liebeserklärung an die Person ist, die ihm all dies über die Jahre nähergebracht hat, als das eigene Leben über eine Dekade konstant am seidenen Faden zu hängen schien.

Sound zwischen Bedroom und Bühnenkante

Musikalisch bewegt sich „Noses Like Aliens“ zwischen der rauen Intimität eines Schlafzimmer-Demos und der ungeschliffenen Energie einer Live-Performance. Sandro Weich erschafft Klangwelten, die fragile Akustik mit elektronischen Versatzstücken verweben – zwischen Lo-Fi-Wärme und klaren, mitreißenden Hooklines. „Socks“ ist ein Paradebeispiel für diesen Kontrast: Getrieben von einem drängenden Beat und dreckigem Bass, umschlingt der Song seine gesellschaftskritischen Zeilen mit verspielten Melodien – bis er schließlich in einem fast Metal-artigen Breakdown explodiert. Es ist ein musikalischer Befreiungsschlag gegen die Rastlosigkeit und Empathielosigkeit unserer Zeit – ohne den Zeigefinger allzu weit von sich selbst zu heben. Ein Sound, der sich weder anbiedert noch anpasst – vielmehr ein organisches Gleichgewicht aus Nachdenklichkeit und impulsivem Ausdruck.

Auch „Not my Task“, eine Anti-Hymne über das Ego, tänzelt im Nine-Inch-Nails-Gewand über diese Klinge und führt mit bissigem Witz die esoterische Schule der Selbstfürsorge bis zum Gipfel der toxischen Macht: „Who do you think runs the world, Beyoncé? The world is run by pricks like me.“ He Told Me Tos politischer Geist schwingt mit – nicht als Parole, sondern als Subtext, der sich in Haltung übersetzt. Captain Obvious gefällt das.

Zitate, Rückbezüge, Selbstgespräche

Wie ein Puzzle setzt sich das Album aus Fragmenten der Vergangenheit zusammen – als würde die Gegenwart mit alten Versionen von sich selbst ins Gespräch treten. Eine Brücke aus Melodien, die einst im Entstehen stecken blieben, und Versatzstücken aus Songs, die längst vergessen schienen. Die Bridge von „Gran Drake“ zitiert Sandros frühere Band Petty Tyrant, „Middle Days“ führt ein altes Interlude („Raindrops“, 2019) fort und antwortet auf „My Protector“ derselben Band. In „Socks“ taucht sogar die erste Melodie auf, die Sandro je geschrieben hat.

Auch technologisch schließt sich der Kreis: Wie das allererste Album wurde „Noses Like Aliens“ komplett alleine aufgenommen – teilweise wieder im Kleiderschrank, teilweise unter Heizlüfter-Rauschen im frostkalten Proberaum. Ganz alleine im Prozess war der Coburger Musiker aber dann doch nicht. Christian Hielscher (Ghost City Recordings / Zement / William’s Orbit) co-produzierte und mixte die Songs – was bei einem He Told Me To Projekt zunächst einmal das Aussortieren gewaltiger Spurenschlachten bedeutet. Thomas Feilner (Soundation Studio) übernahm wie schon beim Vorgänger „Fourth Place“ das Mastering. Und am Ende mehr als nur ein i-Tüpfelchen: Die drei Gesangs-Features von Musikerinnen, die Sandro aus reiner Fan-Perspektive um Beiträge gebeten hatte. Ami Lyons, ENNI und Joyce November verleihen „Palette Patio“, „Gran Drake“ und „How To Become a Functioning Person“ eine neue Tiefe.

He Told Me To 2.0 – Eine Spielwiese ohne Regeln

„Noses Like Aliens ist das Album, das mich fast fertig gemacht hätte.“ Geplant für 2022, verschoben, überarbeitet, fast verworfen – und dann doch veröffentlicht. Nicht, weil es perfekt ist – sondern weil Musik gar nicht perfekt sein muss, kann oder sollte (bereit für die alte Debatte?); weil He Told Me To nicht für Playlists oder Follower existiert; weil es um die Freude am Machen geht – um Ehrlichkeit und das diebische Grinsen, wenn ein Sound, eine Melodie eine alte Erinnerung abruft oder eine neue Verknüpfung die Synapsen zum Leuchten bringt; weil „Noses Like Aliens“ ein Dokument ist: vom Bleiben, Weitermachen, Loslassen.

„Ich beginne He Told Me To als eine musikalische Spielwiese zu sehen. Kein Business-Plan, keine TikTok-Selbsterniedrigung mehr. Nur Musik – für Erwachsene, für die Menschen der ersten Stunde, für Freund:innen, für mich. Keine Ahnung, ob wir nächstes Jahr kein oder fünfzig Konzerte spielen. Vielleicht treten wir bald als 27-köpfige Mariachi-Band auf. Es ist mir alles ein wenig egaler geworden – und ich merke, dass mir das gut tut.“

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